Den Glauben, das Leben und die sozialen Fragen verbinden

29.11.2021 | Clemens-August Holtermann über Mexiko

Clemens-August Holtermann

Am ersten Adventssonntag (28. November 2021) fand die bundesweite Eröffnung der diesjährigen Weihnachtsaktion von Adveniat in Münster mit einem Gottesdienst statt. Als Beispielland hat das Lateinamerika-Hilfswerk Mexiko in den Mittelpunkt gestellt, ein Land, das auch Clemens-August Holtermann sehr geprägt hat. Das wird nicht nur bei einem Besuch in seiner Wohnung in Oer-Erkenschwick deutlich. Auf dem Tisch liegt ein für Lateinamerika typisch bunter Läufer, an den Wänden hängen Fotografien und im Flur hat die Darstellung der Muttergottes von Guadalupe neben dem Kreuz ihren Platz.

Dabei ist es bereits 51 Jahre her, dass sich der Priester auf den Weg nach Mexiko gemacht hat.

„Es gab kein fließend Wasser und keinen Strom, sondern nur eine Gaslampe. Das war ein Kulturschock, aber ein sehr heilsamer“, erinnert sich der 80-Jährige an seine Ankunft in Chilcuautla, einer Außenstation von Cardonal im Bistum Tula.

Erst zwei Jahre verband eine Partnerschaft das Bistum Münster mit dem Bistum Tula.

„Wir waren eine internationale Gruppe mit Ordensleuten, Priestern und Freiwilligen, die sich dort engagiert haben“, berichtet Holtermann. Es sei für sie alle eine Zeit des Ausprobierens gewesen. „Wir haben Gottesdienste angeboten und sind mit den Menschen zum Arbeiten aufs Feld gegangen. Es ging darum, Vertrauen aufzubauen“, erzählt er.

Nach und nach hätte sich mehr entwickelt. Frauen hätten gelernt, selbst Kleidung zu produzieren. Gemeinsam mit den Männern hätten sie Baumaterial besorgt und zum Beispiel die Hütten mit Dachpappe abgedeckt. „Mit Männern haben wir Genossenschaften für Baumaterial und Kunstdünger gebildet und mit den Frauen eine für Stoffe, Garne und auch für Lebensmittel“, erläutert Holtermann, der sich viele Jahre als Diözesanpräses der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung (KAB) und Leiter der Arbeiterseelsorge beim Bistum sowie später als KAB-Bundespräses engagiert hat. In erster Linie sei es für alle Beteiligten ein Lernprozess gewesen. Sowohl für die Engagierten als auch für die Mexikaner. „Wir haben sie immer eingebunden“, betont Holtermann. Den Aktiven war es ein Anliegen, den Menschen Zutrauen zu vermitteln und ihnen Verantwortung zu übertragen. Die Werkstatt, die sie damals mit dem örtlichen Team aufgebaut hätten, gäbe es heute immer noch.

„Ich habe mich als Priester durch diese Zeit anders entdeckt. Als Hirte und Weggefährte. Ich habe mich oft gefragt, was Jesus machen würde.“ Er sei als Seelsorger durch das Zweite Vatikanische Konzil geprägt. „Erstmals gab es ein weltkirchliches Verständnis, und auch die Beteiligung von Laien war ein Thema. Ich bin dankbar, dass ich eine so spannende Zeit des Aufbruchs erlebt habe. Die fruchtbarsten Jahre waren die sieben Jahre in Mexiko“, erklärt Holtermann, der 1967 die Priesterweihe durch Bischof Joseph Höffner empfangen hatte. Es sei darum gegangen, den Glauben, das Leben und die sozialen Fragen zu verbinden.

Bis heute pflegt er Kontakte in das Land, sei es per Telefon oder persönlich.

Beispielsweise mit dem ersten Bischof des 1961 gegründeten Bistums Tula, José de Jesús Sahagún de la Parra. „1985 wurde er Bischof einer neuen Diözese. Er wird bald 100 Jahre alt. Wir telefonieren einmal im Monat. Er ist mir ein väterlicher Freund geworden. Ihm verdanke ich viel“, erklärt Holtermann, der die Entwicklung in Mexiko verfolgt. Wenn es irgendwie möglich ist, macht sich der gebürtige Seppenrader alle drei Jahre auf den Weg nach Lateinamerika. Zudem engagiert er sich mit Gleichgesinnten im Bistum Münster zum Beispiel im Mexiko-Arbeitskreis. „Ich verdanke der Zeit so viel. Vor allem konnte ich entdecken, dass es überall auf der Welt gute Menschen gibt“, schaut Holtermann mit Dankbarkeit zurück.

Die Weihnachtskollekte am 24. und 25. Dezember in allen katholischen Kirchen Deutschlands ist für Adveniat und die Hilfe für die Menschen in Lateinamerika und der Karibik bestimmt.

 

Text: Michaela Kiepe, Bischöfliche Pressestelle

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